E-Mobilität
Karten neu gemischt
Herr Brückmann, wie ist der aktuelle Stand beim Ladesäulen-Netz?
Mit bisher errichteten 31 AC- und sechs DC-Ladesäulen haben wir seit 2017 schon viel zur Abdeckung in der Region beigetragen. Über 200 Kundinnen und Kunden nutzen bereits unsere Ladekarte. Jetzt stehen die Zeichen auf einem massiven, weiteren Ausbau. Dabei soll insbesondere das Angebot an den DC-Ladesäulen, also den Schnellladern mit 300 Kilowatt Leistung und mehr, rasch wachsen.
Wie kam es zu dem Wechsel des Dienstleisters für die Kartenabwicklung?
Wir kooperieren schon sehr lange mit der ebenfalls kommunal ausgerichteten EAM aus Kassel. Sie ist ja auch an der EW Eichsfeldgas beteiligt und zudem sehr aktiv im Geschäftsbereich der E-Mobilität. Auf der Suche nach Optimierungen haben wir uns das EAM-System für die Verwaltung der Ladesäulen und Kartenabwicklung vorstellen lassen. Dabei fanden wir es flexibler und praktikabler im Handling als unsere aktuelle Lösung und vor allem noch vorteilhafter für unsere Kundinnen und Kunden. Diese Erkenntnis war schließlich der Grund für den mittlerweile vollzogenen Wechsel zum System der EAM.
Was sind die konkreten Vorteile für die Kundinnen und Kunden?
Ein Hauptvorteil ist sicherlich die deutliche höhere Anzahl von Ladepunkten, die sich jetzt mit der Ladekarte freischalten lassen. Mit rund 180.000 Ladepunkten stehen Besitzern von Elektroautos jetzt praktisch doppelt so viele Lademöglichkeiten wie vorher zur Verfügung. Es sollte nur noch wenige Säulen in Deutschland geben, an der unsere Karte nicht funktioniert. Hinzu kommt, dass wir mit dem Systemanbieterwechsel bereits seit Januar 2024 auch die bisherige Grundgebühr von fünf Euro aufheben konnten.
EW Eichsfeldgas
Die Ladekarte ist jetzt also deutlich aufgewertet. Wie geht es mit den Ladepunkten weiter?
Neben dem Ausbau des Quartiersladens in Wohngebieten und der Schnellladeinfrastruktur an Parkplätzen mit hohem Besucheraufkommen arbeiten wir momentan an der Umsetzung eines Ladeparks für Schnelllader im Heiligenstädter Gewerbegebiet „An der A 38 – Ost“. Wir starten dort mit acht DC-Ladepunkten an vier Säulen, die eine Leistung von bis zu 400 Kilowatt bieten und nur wenige Meter von der Autobahn entfernt in der Dr.-Gerhard-Müller-Straße erreichbar sind. Damit füllen wir eine kleine Lücke im Schnelllader-Netz in unserer Gegend. Der Trafo für den Park steht schon seit März, über den Frühling und Sommer wird ausgeschrieben und gebaut, sodass dort zum Herbstanfang die ersten Elektrofahrzeuge geladen werden können. Wir wollen dann ein typisches Tankstellen-Feeling bieten. Der Platz ist überdacht und beleuchtet, es gibt eine WC-Anlage und auch eine automatisierte Verpflegungsstation. Das Ganze ist modular gedacht, das heißt, im Laufe der nächsten Ausbaustufen können weitere Ladesäulen hinzukommen. Auch an eine Auto-Servicestation mit Staubsaugern sowie an einen kleinen Spielplatz wurde gedacht. In der letzten Ausbaustufe sind 17 Schnellladesäulen für Pkw und drei für Lkw vorgesehen.
Gibt es schon weitere Pläne?
Ja, wir beschäftigen uns bereits mit einem weiteren Ladepark in verkehrsgünstiger Lage.
Zahlen zum E-Mobilitätsangebot der Eichsfeldwerke
Stand April 2024
Wohnbaugebietserschließung
Den Traum vom Eigenheim verwirklichen
Insgesamt 60 Hektar oder 600.000 Quadratmeter Wohnbaufläche und rund 650 Bauplätze hat die EW Projekt in den vergangenen Jahrzehnten für die Gemeinden im Eichsfeld bereits erschlossen. Doch Bedarf besteht nach wie vor. Neue Erschließungen gehen mit feierlichen Einweihungen praktisch Hand in Hand: Nicht einmal einen Monat nach dem Beginn der Arbeiten an einem neuen Wohngebiet in Ecklingerode konnte in Dingelstädt ein fertig erschlossenes Areal eingeweiht werden. Projektmanager Mario Kunze von der EW Projekt hat viel zu tun: „Die Arbeit geht uns nicht aus. Denn wir unterstützen die Gemeinden nicht nur bei der Erschließung neuen Wohnraums, sondern übernehmen auch die Finanzierung und die Vermarktung der Grundstücke wie bei den beiden Projekten hier.“
EW Projekt
Alles nach Plan in Ecklingerode
In Ecklingerode sind in einem Zeitraum von weniger als einem Jahr die kompletten Erschließungsarbeiten für ein rund 15.000 Quadratmeter großes Wohnbaugebiet „Im Strange“ umgesetzt worden, das Platz für 13 idyllisch gelegene Bauplätze in Hanglage bietet. Über die Erneuerung und den Ausbau der Hinterdorfstraße ist das neue, am südöstlichen Ortsrand gelegene Wohnbaugebiet an die bestehende Infrastruktur des Ortes angeschlossen worden. Für die Erschließung wurde eine Fläche von circa 1500 Quadratmetern asphaltiert sowie rund 300 Quadratmeter Gehwegpflaster verlegt. Hinzu kam die Installation von Trinkwasserleitungen auf einer Länge von fast 300 Metern sowie die Verlegung eines 350 Meter langen Regenwasser- und 160 Meter langen Schmutzwasserkanals. Um die künftigen Bewohnerinnen und Bewohner mit Highspeed-Internet versorgen zu können, zählte auch die Bereitstellung von Glasfaserkabel zu den Erschließungsmaßnahmen. Als fachliche Ausgleichsmaßnahme für den Naturschutz werden darüber hinaus 14 Bäume entlang einer Grabenparzelle gepflanzt.
Insgesamt haben die Eichsfeldwerke rund eine Million Euro in die Erschließung investiert. Im Rahmen einer kleinen Feier zur offiziellen Einweihung des Wohnbaugebiets am 23. Mai 2024 konnten Ortsbürgermeister René Sieber und Ulrich Gabel, Geschäftsführer der Eichsfeldwerke, zahlreiche Gäste begrüßen, darunter auch Dr. Werner Henning, Landrat des Landkreises Eichsfeld und Aufsichtsratsvorsitzender der Eichsfeldwerke, der sich über den zügigen Abschluss des Projekts, passend zum Ende seiner Amtszeit, sehr freute.
„Mit dem neuen Wohnbaugebiet in Ecklingerode bedienen wir die Nachfrage nach attraktiven und zugleich bezahlbaren Grundstücken im Eichsfeld“, berichtete Ulrich Gabel, der in seiner Ansprache Bürgermeister Sieber für die vertrauensvolle Zusammenarbeit und den beteiligten Firmen für die fristgerechte Ausführung der Bauarbeiten dankte.
Bisher größtes Areal erfolgreich erschlossen
Beim zweiten Großprojekt 2023, dem Wohnbaugebiet „Zum Kirchberg“ in Dingelstädt, sind die Einweihungsfeierlichkeiten hingegen schon vorüber. Nach rund eineinhalb Jahren konnten im Sommer 2023 alle Arbeiten erfolgreich abgeschlossen werden. Damit hatte die EW Projekt gemeinsam mit ihren Partnerunternehmen ihr bisher größtes zusammenhängendes Wohnbauareal in der Unternehmensgeschichte erschlossen.
Mithilfe einer Investitionssumme von rund drei Millionen Euro entstanden auf einer Fläche von circa 50.000 Quadratmetern 43 neue Bauplätze mit Größen zwischen 800 und 1.600 Quadratmetern. Auch hier wurden mehrere hundert Meter Schmutz- und Regenwasserkanäle sowie Trinkwasserleitungen verlegt. Zudem entstand im Rahmen des Großprojekts ein Regenwasserrückhaltebecken mit einem Fassungsvermögen von mehr als 900 Kubikmetern. Inzwischen sind 20 Prozent der Grundstücke vergeben und es wird schon an vielen Stellen fleißig gebaut.
Zahlen zu den Wohnbaugebieten 2023
Kommunale Wärmeversorgung
Geothermie:
Die Wärme der Erde nutzbar machen
Mit dem Betrieb von Solarparks, Windrädern und einer großen Biogasanlage erzeugen die Eichsfeldwerke bereits einen großen Teil ihrer Energie auf nachhaltiger Basis. Ein nächster großer Schritt wäre die künftige Nutzung von Tiefen-Geothermie. „Im Rahmen der derzeitigen Energiepolitik sind wir an langfristigen Konzepten für ein vernünftiges Energieangebot interessiert“, erläutert Ulrich Gabel, Geschäftsführer der Eichsfeldwerke.
Wenn die Anzapfstelle für die Erdwärme erst einmal eingerichtet ist, stünde eine relativ einfach nutzbare, beständige und regenerative Energiequelle zur Verfügung. Doch bis dahin ist der Weg noch lang und zunächst einmal mit hohen Kosten verbunden.
Verdoppelung des Fernwärmenetzes
Für die Eichsfeldwerke böte sich mit Geothermie die Möglichkeit, nicht nur das bestehende Fernwärmenetz in Heilbad Heiligenstadt zu betreiben, sondern es gemeinsam mit den Stadtwerken für die Versorgung weiterer Stadtteile auszubauen. Etwa doppelt so groß wie bisher wäre dieses dann sogar zu 100 Prozent klimaneutral – statt der bisherigen 60 Prozent, die seit mehreren Jahren bereits mit Biogas erreicht werden. Das Ökogas aus der unternehmenseigenen Anlage in Weißenborn-Lüderode könnte so an anderen Standorten eingesetzt werden „Es wären etwa 50 Millionen Kilowattstunden Wärme, die wir zur Wärmeversorgung der Stadt liefern könnten. Und die Geothermie hätte noch den weiteren Vorteil, dass sie im Gegensatz zu schwankenden Energiequellen wie Sonne und Wind grundlastfähig und damit permanent verfügbar ist“, erläutert Dirk Nehrkorn, Geschäftsführer der Stadtwerke Heilbad Heiligenstadt (SWH).
Zuvor muss aber erst einmal die Machbarkeitsstudie positiv ausfallen, deren Ergebnisse im Sommer 2024 erwartet werden. Das beauftragte ortsansässige Unternehmen „Geotechnik“ ermittelt dazu aus Studienmaterial und Datenanalysen ein umfassendes Bild der regionalen Boden- und Erdbeschaffenheit sowie des geothermischen Potenzials. Die Kosten dieser Studie betragen 250.000 Euro und werden zu rund 60 Prozent vom Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz (TMUEN) getragen.
Probebohrung nächste große Aufgabe
Nächster Schritt wäre dann eine Probebohrung möglichst in der Nähe des bestehenden Fernwärmenetzes. Hierfür beliefen sich die Kosten auf geschätzte 20 bis 30 Millionen Euro, bei denen die Eichsfeldwerke auf Fördermittel von Bund und Land angewiesen wären. Die endgültige Umsetzung des Projekts würde dann noch einmal rund 30 Millionen Euro erfordern, bei denen die Eichsfeldwerke ebenfalls nicht ohne großzügige staatliche Förderung auskämen.
Im Erfolgsfall käme die kostenlose, CO2-freie Wärme später aus etwa 4.000 Meter Tiefe. Über dem Probe-Bohrloch sollen dann feste technische Anlagen errichtet werden, die das erwärmte Wasser ins Heiligenstädter Fernwärmenetz bringen. Dazu würde mittels Wärmetauscher kaltes Wasser tief in die Erde transportiert, dort erhitzt und anschließend wieder nach oben gepumpt. Vom Bohrloch aus würde es im Anschluss über eine neu errichtete Leitung ins Fernwärmenetz fließen. Vorausgesetzt, die regionale Erdbeschaffenheit passt und die Finanzierung inklusive Förderung steht, könnte bereits im Jahr 2028 eine neue, völlig klimaneutrale Fernwärme-Epoche für Heilbad Heiligenstadt anbrechen.